Brave new words: sittEigentlich steht alles Wesentliche zu diesem Wörtchen schon bei Wikipedia. Hinzufügen möchte ich lediglich, dass der Ausdruck „Kunstwort“ an dieser Stelle zwar das Richtige meint – ein auf Muttersprachler künstlich wirkendes Wort, das sich entsprechend im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzen konnte –, zugleich jedoch ein wenig irreführend ist. Denn das Wortbestandteil „Kunst“ suggeriert entweder einen Gegensatz zu „Natur“ oder bezieht sich auf den Akt des Schaffens eines bestimmten Künstlers, wie beim Kunstmärchen. Ein Vergleich mit Letzterem tut den namentlich nicht bekannten Schöpfern (vermutlich sind im Rahmen des Wettbewerbs unterschiedliche Leute auf den gleichen Gedanken gekommen), bei allem Respekt, wohl doch zu viel der Ehre an. Und auch Ersteres trifft nicht zu – was sollen „Naturwörter“ sein? Richtig ist, dass „sitt“ ein Neologismus ist, der sich allerdings an „satt“, ein Kernwort der deutschen Sprache, anlehnt. Dass die Neuschöpfung sich nicht durchgesetzt hat, macht sie ironischerweise fast schon wieder sympathisch – zumindest gehört es sich unter wohlerzogenen Menschen nicht, über Außenseiter herzuziehen. Und wer aussterbenden Wortformen wie dem Konjunktiv „hülfe“ nachtrauert oder ein Wort wie „Habseligkeiten“ gar zum angeblich schönsten deutschen Wort erklärt (im Verlangen, es zu erhalten), der sollte eigentlich auch ab und zu sitt sein. Vielleicht könnte man es zudem als Fremdwort ins Esperanto einführen; unter Esperantisten bestehen schließlich keine Vorbehalte gegen Plansprachliches (bei mir auch nicht, wenn der Plan gut ist, was auf Esperanto im Wesentlichen zutrifft). In diesem Sinne prost, auf dass ihr sitt werden möget. Vielleicht wäre das eine neue Karrierechance für „sitt“: als Euphemismus für besoffen … Ach ja: Für diesen Beitrag bekomme ich kein Sponsorengeld von irgendeinem Getränkehersteller oder sonst wem. dml Artikel kommentieren:
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